2012 drehte ich einen kurzen Dokumentarfilm über meine Großmutter Kıymet Özdemir, eine mutige Frau, die Anfang der 1970er Jahre ganz alleine und als Erste aus meiner Familie nach Deutschland migrierte. An der Seite meines Großvaters war sie politisch aktiv gewesen in der sozialistischen Arbeiterpartei der Türkei. Sie mussten nach dem Militärputsch das Land verlassen. In Berlin engagierte sich meine Oma für gleiche Rechte für migrantisierte Arbeiter*innen und gegen Rassismus. Im hohen Alter ließ sie sich von ihrem gewalttätigen Ehemann scheiden, kehrte zurück zu ihrem Dorf an der thrakischen Mittelmeerküste und führte fortan ein glücklicheres, friedvolleres Leben.
Dort, in Vakıf, besuche ich sie. Wir reden lange über die Vergangenheit und reisen schließlich gemeinsam nach Berlin… Mir wird klar, dass ich trotz des Generationenunterschieds sehr viel mit ihr gemeinsam habe und ihr viel verdanke, nicht nur als Frau, sondern auch, was den antirassistischen Kampf in Deutschland angeht.